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Lolita die Katze

Berliner Woche 16. November 2005


Berliner Woche 12. Oktober 2005


Samstag, 17. September 2005

Supermieze

Die schwarze Katze Lolita ist weit über Berlin hinaus bekannt

von Marcel Gäding

Foto: Peter Mois

SPANDAU. Auf einem der Bilder wirkt Lolita wie eine kleine Diva. Eine Pfote setzt sie elegant vor die andere. Ihre Augen leuchten. Der Schwanz ist graziös nach oben gerichtet. Wer lange genug vor diesem Bild verharrt, bekommt das Gefühl, dass diese Katze lebt. Rund 200 Mal hat der Spandauer Horst-Dieter Keitel seine schwarze Katze gemalt. Lolita war Keitels Star, seine Muse, seine Liebe. "Keine Frau war in meinem Leben so treu wie Lolita", sagt er. Sie sei ihm auf Schritt und Tritt gefolgt. Das ungleiche Paar ging spazieren. Abends saßen Mann und Katze gemeinsam beim Essen am Tisch. Schrieb Keitel am Computer, schlief Lolita auf seinem Schoß. "Abends kroch sie zu mir ins Bett, morgens machte sie mich wach."

Natürlich malte Keitel auch Frauen, karikierte berühmte Persönlichkeiten und porträtierte weniger bekannte Menschen. Immer aber landete er bei Lolita. Die hielt still - mal sitzend, mal liegend, mal verträumt, mal verpennt. Schließlich verhalf die Katze ihrem Besitzer auch zu der einen oder anderen Einnahme. "Vor allem Katzenliebhaber kaufen meine Bilder."

Keitels Katze ist bundes-, wenn nicht sogar weltweit bekannt. Eine japanische Firma verwendet Lolita auf ihrer Internetseite. Eine Dekorations-Firma hat über Jahre die Schaufenster von Optikern in der gesamten Bundesrepublik mit Bildern von Lolita gestaltet. Es gab Ausstellungen auf Schloss Britz, im Museum Tempelhof und in der Ufa-Fabrik. Vor vier Jahren verursachte die schöne Schwarze sogar einen Verkehrsunfall. Es war auf dem Mariendorfer Damm. "Eine Autofahrerin sah Lolitas Bild in einem Schaufenster", sagt Keitel. Spontan bremste sie und der Hintermann fuhr auf. Glück im Unglück: Es blieb beim Blechschaden.

Es war am Buß- und Bettag vor neun Jahren, als Keitel das darstellerische Talent seiner Katze erkannte. "Lolita lag wie so oft vor mir, ich nahm mir einen Block und einen Stift und begann zu zeichnen." Immer wieder veränderte er ihre Position. Lolita, stellte sich heraus, war das perfekte Model: "Sie ließ alles mit sich machen, war absolut geduldig." Er kaufte ihr Mäuse, mit denen sie kurz spielte und denen sie dann das Genick brach - während Keitel malte. Auf den Bildern ist Lolita auch mit Fischen im Maul zu sehen - obwohl sie in natura keine Fische verschlang. Keitel malte sie einfach ins Bild.

Im vergangenen Jahr ist Lolita gestorben. Davor war sie von Tag zu Tag dünner geworden. Im Mai schließlich schlief sie in Keitels Arm ein. Im Garten der Familie fand der Star mit den Samtpfoten seine letzte Ruhe. Keitel könnte sich eine neue Katze besorgen. Aus dem Tierheim. Oder von Züchtern. Er will nicht. "Irgendwann läuft mir schon wieder eine über den Weg", sagt er.

88 Gemälde von Lolita sind bis zum 15. Oktober in den Antik-Stuben, Kunigundenstraße 1 in Tempelhof, zu sehen. Täglich ab 15 Uhr, sonntags von 10 bis 15 Uhr.


Dr. Karl-Heinz Tiggelers,

Kunsthistoriker & Psychologe:

Jedem, der diese Bilder auf sich wirken läßt, leuchtet unmittelbar ein, daß diese schwarze Schönheit nichts mit den üblichen "Miezekatze-Bildern" gemein hat. Seien sie nun auf Sofakissen gestickt, mit lockerem flotten Pinselstrich flockig, flauschig und lieblich gemalt oder mit einem Glöckchen um den Hals auf Glückwunschkarten gedruckt.
Durch die stark reduzierte Form und die auf Schwarz und Gelb begrenzte Palette erzielt der Künstler eine besonders einprägsame Wirkung des unterschiedlichen Ausdrucksverhaltens, der Posen und Bewegungen seines Modells.
Keitels ironisch-witzige Anspielungen erinnern bei manchen seiner Arbeiten an menschliche Verhaltensweisen: Wir erleben Lolita frech, frivol, anschmiegsam, trickreich, verspielt und listig. Nur wem es gelingt, sich in die Psyche der Katze zu versenken, kann solche Bilder malen. Der bekannte Verhaltensforscher Konrad Lorenz beschreibt den Seelenzustand einer Katze in einer bestimmten Situation so: "Ein leichtes Anklingen von Mißtrauen - noch lange nicht von Furcht - und schon sind die unschuldig runden Augen etwas länglich und schräg geworden, die Ohren haben ihre aufrechte und "zugeneigte" Stellung aufgegeben, und es bedürfte garnicht der subtilen Körperhaltung sowie der sich hin- und herbewegenden Schwanzspitze, um den veränderten Seelenzustand zutage treten zu lassen."
Wenn ich an die Re-Inkarnation, die ewige Wiedergeburt glauben würde, wäre ich sicher, daß Horst-Dieter Keitel in einem seiner vorherigen Leben ein Kater gewesen sein muß.


Kunst im Schaufenster

Tempelhof. Vom 15. Juni bis 27. Juli 2001 steht das „9. Tempelhofer Kunstfenster“ auf dem Programm. Unter dem Motto „Ich sehe was, was du nicht siehst“, stellen knapp 60 Geschäftsleute in den Einkaufsmeilen Tempelhofer Damm, Mariendorfer Damm, Lichtenrader Damm und Bahnhofstraße wieder ihre Schaufenster als Ausstellungsflächen für Werke aus Tempelhof-Schöneberger Malerateliers zur Verfügung, um das künstlerische Schaffen im Bezirk zu dokumentieren.
Gleichzeitig findet eine Art Wettbewerb ohne Preis für viel Ehre statt. In der Galerie im Foyer des Rathauses am Tempelhofer Damm ist eine das „Kunstfenster“ flankierende Sonderschau mit Bildern und Gemälden geplant. Die besten Arbeiten sollen vorher von einer Jury aus allen eingereichten Arbeiten für die Schaufenster ausgesucht und zusammengestellt werden.
Künstler aus Tempelhof-Schöneberg sind aufgerufen spätestens bis Ende Mai, die Ausstellungsunterlagen schriftlich beim Kunstamt in Alt-Mariendorf 43, 12107 Berlin, anzufordern.
Anschließend dürfen sich die Geschäftsleute „ihre“ Künstler, die, die sie in ihren Schaufenstern groß herausbringen wollen, aussuchen. Ein Schaufenster am Tempelhofer Damm Ecke Kaiserin-Augusta-Straße ist allerdings schon vergeben. Gewissermaßen außer Bezirks-Konkurrenz ist der Spandauer Maler und Tempelhofer Lokalreporter des Berliner Wochenblatts, Horst-Dieter Keitel, mit seinen inzwischen stadtbekannten schwarzen
Katzenbildern von Karstadt eingeladen worden.


07. Febr. 2001

Provokateur liebt Samtpfoten

Journalist und Maler Horst-Dieter Keitel zeigt seine «Katzenphase» in der Ufa-Fabrik
Bericht und Foto: Martin Busche
<<Klick auf das Foto
Laptop und Malerpinsel bestimmen den Tagesablauf des schreibenden Malers Horst-Dieter Keitel.

Berlin-Tempelhof - Vielleicht müssen Künstler so sein wie Horst-Dieter Keitel, widersprüchlich und ein wenig schräg. Zwei Tage pro Woche schreibt er eher unspektakuläre Texte für die Neuköllner und Tempelhofer Ausgaben des Berliner Wochenblattes, eine Anzeigenzeitung aus dem Axel Springer Verlag. Die restliche Zeit «male ich mir die Seele aus dem Leib», sagt Keitel von sich.

Malen ist für ihn eine Art Therapie - was es allerdings zu heilen gibt, verrät er nicht. Auch seine Bilder geben keinen Aufschluss. Der Zeichenschüler von Professor Horst Strempel, einer Kapazität auf seinem Gebiet, malt seit Jahren nur noch Katzen, Katzen, Katzen. Dabei ist der Plural eigentlich verfehlt, denn tatsächlich ist es immer nur eine Katze: seine eigene. Die Lolita. «Katzen inspirieren mich», sagt Keitel, und «verkaufen sich gut», fügt er leise hinzu. Zwischen 500 und 2500 Mark kostet ein Porträt. Alle Bilder haben einen gelben Hintergrund. Gelb, so Keitel, sorge für einen plastischen Eindruck beim Betrachter.

Wann seine Katzenphase vorbei ist, weiß der Maler nicht zu sagen. Rund 150 Porträts hat er bereits fertig und geht damit auch auf Tournee. Von Montag, dem 12. Februar, an bis Mitte März sind seine Bilder in der Ufa-Fabrik zu bewundern und natürlich auch zu kaufen.

Natürlich hat der 51-Jährige nicht nur Katzen gemalt in seinem Leben. Bereits mit 16 Jahren ging er als Pflastermaler auf Wanderschaft und bezog auf den Nobelstraßen von St. Tropez und Genf kräftig Prügel dafür. «Straßenmalerei war damals natürlich verboten », erinnert er sich. Gelebt habe er von Münzen, die Passanten in den Hut warfen, und durch großzügige Spenden fotografierwütiger Japaner. Die fanden Straßenmaler exotisch und boten ihm Geld gegen Photo.

Mit dem späteren Kaufhauserpresser «Dagobert» hat Keitel Autobahnschilder gemalt und bevorzugt Prominente geärgert. «Große Deutsche» nannte sich sein Bilderzyklus, der ihn bundesweit bekannt gemacht hat. Der Spiegel widmete seinem Hitlerbild ein paar eher distanzierte Zeilen. Alt-Bundespräsident Carl Carstens bedankte sich für ein Porträt mit den Worten: «Sie glauben doch wohl nicht von mir, dass ich das gut finde.» Keitel mag die Provokation und labt sich noch heute am Ehrentitel «Chauvi des Jahres». Den hat ihm Ingrid Holzhüter, die frauenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus, vor acht Jahren verliehen. Anlass war eine Replik auf Emine Demirbüken, die Ausländerbeauftragte des Bezirks Schöneberg. Er habe in seinem Zeitungsartikel Sexismus und Rassismus miteinander verknüpft, hieß es damals in der «Urteilsbegründung». Er wolle halt kein «Softi» sein, antwortete Keitel und nahm die Chauvischürze dankend an. «Künstler leben halt zwischen allen Stühlen», glaubt er, nimmt den Pinsel zur Hand und malt die nächste Katze.


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