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Kritiken |
Alfred Noll /
Steglitzer Lokal-Anzeiger
Horst-Dieter Keitel ist gebürtiger
Berliner. Ab 1966 folgten seine Lehr- und Wanderjahre mit manchen Durststrecken, freiem künstlerischen
Schaffen, zahlreichen Ausstellungen, Dozentur, daneben Schriftstellerei. Heute zählt Keitel,
der Mann mit den Schaftstiefeln, Spitz- und Zwirbelbart zu den gestandenen Berliner Malern.
Keitel folgt seinen Eingebungen, seinem Herzen und geht dabei seine eigenen Wege, ohne Epigonentum
und Konformismus, vielseitig in seinen Sujets, doch fast immer mit dem Thema Menschen
beschäftigt, woher vielleicht auch seine malerischen Seitensprünge ins Derb-Sexuelle
kommen. Der Maler fällt auf durch Originalität, überraschende Gags und ausgereifte
Maltechnik.
Matthias Mattusek /
Zitty
Ich mach einfach Bilder. Keitel
macht sich nicht die Mühe, nach einem Etikett, einer Schule für seine Kunst zu suchen.
Die Mühe dagegen steckt in seinen Bildern: kräftige, flächige Farben auf mittleren
und Kleinformaten. Mit exaktem Pinselstrich schält er gegenständliche Motive aus
ihrer gewohnten Umgebung und transportiert sie in Landschaften, für die es keinen Namen
gibt, weil sie noch nie vorher gesehen wurden. Ein Korkenzieher kann plötzlich traurig
aussehen.
Dr. Dieter Biewald /
Berliner Rundschau
Horst-Dieter Keitel, 1950 in Berlin geboren, ist ein realistischer
Maler, der Hintergründe liebt: Nimmt er sich eines Stillebens an, so lassen Aufbau und
Komposition einen Hang zur ungewöhnlichen Sicht gewohnter Dinge erkennen: ein paar Turnschuhe,
gerade abgelegt, vor der Leinwand, auf der sie abgebildet sind, konfrontiert Abgenutztes mit
Überhöhtem. Nimmt er sich des Menschen als Vorbild und Modell an - und im Porträtieren
und in der Darstellung des menschlichen Körpers ist er ein Meister - gibt er keinem Fotorealismus
Raum: Scene und Ausdruck, Aktion und Himmel dramatisieren, typisieren und heben bis hin zur
Karikatur Dinge hervor, von denen der Betrachter ahnte, die er aber erst in der Keitelschen
Darstellung begreift: Eine durch bewegte Gestik zweier Menschen eingeleitete spannungsreiche
Situation wird durch einen tiefgelegten Horizont und einen stark bewegten dunklen Gewitterhimmel
zur Schilderung eines ganzen Theateraktes; die aus Genitialien aufgebauten Gesichter des nach
der Annonce Nettes, gutaussehendes junges Paar sucht gleichgesinntes zwecks gemeinsamer
Freizeitgestaltung gemalten Paares sind Ausdruck und Hintergrund, auch ohne daß
man zum Bildverständnis den Text heranziehen muß. Ein Wettschwimmer vor der Waterloobrücke
im Landwehrkanal schwimmt quer zur Kanalrichtung und suggeriert dem Betrachter Grenzen und
Beschränkungen in Berlin. Hintergründe aufzuspüren, sichtbar zu machen, durch
realistische Darstellung eines Motivs über scheinbar nebensächliche Zutaten Zusammenhänge
zu erschließen, liegt ihm. So malte er die vier Jahreszeiten in vier Damenporträts
mit vier verschiedenen Hüten oder er entlarvt eine ganze Weltauffassung durch ein international
beachtetes, sogar vom Spiegel veröffentliches Bild Hitlers auf der Toilette.
Keitel versteht sein Handwerk technisch wie formal. Er ist am besten da, wo er mit sparsamer
Farbgebung in seinen Lieblingsfarben violett und blau, eigentlich kalten Farben, engagiert
und mit heißem Herzen ausdrucksstark-hintergründig den Menschen in Aktion beschreibt,
ihm zeigt, wie er auf andere wirkt, die Körpersprache bis zum Begreifen augenfällig
werden läßt. Alle seine Darstellungen aber sind nicht bösartig, sondern im
Gegenteil augenzwinkernd-liebevoll und vor allem immer schön und harmonisch dargebracht.
Auch ungeschminkte Wahrheiten sind bei ihm attraktiv und lassen ein Bild von ihm auch in der
guten Stube als Augenweide zu. Vor Keitel liegt eine ganze Welt zu erobern.
Alfred Noll /
Der Lichterfelder
Seit der Erfindung der Fotografie, zumal der
Farbfotografie, befindet sich die Malerei in gewissen Konflikten: Die naturalistische Darstellung,
einst neben anderen Richtungen als Können durchaus gewürdigt, verliert durch diese
Erfindung, im Grunde unverdient, an Boden, obwohl sie in der neueren Zeit durch die Neue
Sachlichkeit vertreten wurde und noch wird. Am besten kann sie sich wohl noch durch die
besondere Auswahl der Motive behaupten, freilich in Konkurrenz mit der inzwischen auch darin
fortgeschrittenen, teils sogar sehr schöpferischen Fotografie. Indessen wägt der
einseitige Kunstbetrachter ein Werk oftmals weniger nach der Ausführung als nach dem Inhalt,
gemäß einem ganz persönlichen Verhältnis zu dem jeweiligen Objekt. Insofern
hat die naturalistische Malerei gegenüber der Fotografie einen etwas schwierigen Stand.
Horst-Dieter Keitel versucht nun, die Fotografie mit malerischen Mitteln auf eine höhere
künstlerische Ebene zu heben, in Anbetracht der sich weiterentwickelnden Fotografie ein
schwieriges Unterfangen, was jedoch dem Maler in der Tat zum Teil gelingt. Dabei ist er bestrebt,
sein Vorhaben durch die Motivwahl, durch skurrile, humorige und andere Einfälle wirkungsvoll
voranzutreiben.
Dr. Frank Wecker /
Spandauer Stadtjournal
Kunstremise Spandau: Ein Aussteller ist Horst-Dieter Keitel, der
schon für manchen Skandal sorgte. So viel treffsicheren Witz, so viel Humor im Bild ist
wohl nirgends anders auf solch engem Raum versammelt. Dieses und noch viel mehr sollten die
Spandauer nicht versäumen. Wer weiß, welches Museum der Welt sie später aufsuchen
müssen, um einen echten Keitel zu sehen. Viele der ausgestellten Arbeiten sind dann gewiss
nicht mehr zu ihren jetzigen Preisen zu haben.
Olaf Wedekind /
Kleindienst-Lokalpresse
Viele von Keitels Bildern zeigen nicht
die schöne heile Welt etwa von Landschaften und Stadtansichten. Ebensowenig sind selbstbewußt
lächelnde Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Sport oder Kultur vertreten.
Der Betrachter erkennt vielmehr Karikaturen. Ein Beispiel dafür ist das Werk Preisbulle,
auf dem ein muskulöser Bodybuilder mit einem Ochsenkopf dargestellt ist.
Stefan Zaiser / Berliner Morgenpost
Keitels Bilder leben von einem deftigen
Realismus, handwerklich gekonnt, mitunter provozierend: Beim Preisbullen zum Beispiel,
hat er einem muskelprotzigen Körper einen Stierkopf aufgesetzt. Mit seinen Arbeiten war
Keitel in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland vertreten. In Berlin erregte er durch
seine Dauer-Schau Große Deutsche in den Räumen der Stachelschweine
Aufsehen.
Walter Zippler /
Steglitzer Lokal-Anzeiger
Horst-Dieter Keitel, ein Name, den man
schon des öfteren in der Steglitzer Kulturszene gehört und gelesen hat. Sein Lebenslauf
ist beinahe typisch für einen freischaffenden Maler und Grafiker, der als Pflastermaler
einmal den Weg in Richtung Kunst eingeschlagen hat. Er wird zu den realistischen Malern gezählt.
Seine Bilder sind nicht selten in der Darstellung inhaltlich von einem ungeschminkten Zeitgeist
geprägt, von denen man oft hintergründig, schockierende Wahrheiten abzusehen weiß.
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