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"Grosse Deutsche" |
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Nürnberger Anzeiger |
Bildmotive plötzlich abgesagt wurde. Aber jetzt
amüsiert es nur noch, wenn man
Franz
Josef Strauß als Kirchweihburschen nach
dem Kanzlerhut kraxeln oder Helmut
Schmidt als Badewannen-Kapitän mit dem
Fernrohr nach dem Kurs des Regierungsschiffchens äugen sieht. |
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Der Abend |
Quick
Karl Carstens,
65, Bundespräsident, war nicht gerade begeistert, als ihm anläßlich eines Berlin-Besuches
der Maler und Grafiker Horst-Dieter Keitel,
30, ein Ölbild überreichte, das Karl Carstens als Germanenhäuptling
zeigt. Auch zu vorgerückter Stunde wollte sich bei Carstens die rechte Freude über
das Geschenk nicht einstellen. Die Atmosphäre im Schloß Bellevue blieb frostig.
Karl Carstens konnte so gar nichts Charakteristisches an dem Gemälde finden:
Sie erwarten doch wohl nicht von mir, daß ich das gut finde. Der Maler beschwichtigend:
Germanenhäuptling ist schließlich nur ein anderes, ein altes Wort für
Bundespräsident. Carstens unterkühlt: Ich bin sicher, es läßt
sich ein geeignetes Plätzchen für das Bild finden.
Der Lichterfelder
Der Maler Horst-Dieter Keitel
mußte erleben, wie glatt das politische Parkett wird, wenn es zusätzlich noch mit
norddeutschem Humor gebohnert ist. Die auf einer Ausstelungseröffnung von Politiker-Bildern
Keitels geborene Idee, den Berlin-Besucher Karl Carstens mit einem Pop-Porträt des Malers
zu überraschen, stieß auf unerwartet wenig Gegenliebe beim deutschen Staatsoberhaupt.
Noch frisch verstimmt vom Pfeifkonzert einer Rock(er)truppe während einer Film-Festspielaufführung,
fühlte sich der Bundespräsident offensichtlich erneut provoziert, als ihm Keitel
im Schloß Bellevue sein leicht verfremdetes Porträt überreichte. Der Bundespräsident
verhehlte denn sein Mißfallen auch nicht und kritisierte, das Bild sei überhaupt
nicht charakteristisch. Keitels Hinweis darauf, daß das Bild den Titel Germanenhäuptling
trage, was ein alter Name für Bundespräsident sei, konnte diesen nicht dazu bewegen,
tiefer in die Symbolik der Darstellung einzudringen. Man habe als Bundespräsident ja noch
mehr zu tun und müsse leider zum nächsten Empfang, lautete die kurz und bündig
abgegebene Antwort. Ein geeignetes Plätzchen für das Bild werde sich aber wohl noch
irgendwo finden lassen.
Damit war der Künstler entlassen. Sein vom Staatsoberhaupt so schlecht aufgenommenes Werk
hätte er nun gerne wiedergehabt, aber einer der vielen, die für Sicherheit und Protokoll
zu sorgen haben und die den Präsidenten wie eine Traube umgaben, war schneller und sprach
geschenkt ist geschenkt, ergriff das Corpus delicti und schloß sich dem abrückenden
Troß der Leibgarde an. Ein verdutzter Künstler und ein sich gründlich mißverstanden
fühlender Abgeordneter blieben zurück. Wo, fragen sie sich nun, wird das Kunstwerk
landen? In einem dunklen Archiv des Bundespräsidialamtes, oder vielleicht in der Praxis
von Frau Veronika? Eines jedenfalls scheint sicher. Die Lücke neben Scheel (in der
Schöneberger Rathausgalerie) bleibt noch offen.
Berliner Stimme
Karl Carstens, Bundespräsident,
mag sich nicht im Look unserer Vorfahren sehen. Als ihm der Berliner Maler Horst-Dieter
Keitel im Schloß Bellevue
sein obiges Werk überreichte, meinte Carstens indigniert: Sie erwarten doch wohl
nicht von mir, daß ich das gut finde? Keitel darauf: Das Bild heißt
Germanenhäuptling, ein anderes, altes Wort für Bundespräsident.
Aber auch diese Erklärung konnte den geschichtsbewußten obersten Deutschen nicht
milder stimmen.
Present
Die Frankfurter Frühjahrsmesse 1983 bezeihungsweise die
flotten Vario-Leuchten-Berliner machten es möglich, daß man nicht extra zum Pariser
Montmartre pilgern musste, um sich porträtieren zu lassen. Ja, es wurde sogar jeder kostenlos
gezeichnet, der Lust hatte, sich von dem berühmt-berüchtigten Porträtisten Horst-Dieter
Keitel aus Berlin verewigen zu lassen.
Dessen wirklich originelle Porträts, durch zahlreiche Ausstellungen nicht nur in Berlin
bekannt, zeigen unter vielen anderen Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt
als Seemann in der Badewanne oder, wie auf einer früheren Frankfurter Messe
zu bewundern, Franz
Josef Strauß beim erfolgreichen Erklettern eines
Maibaumes.
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Berliner Rundschau Konkret |
Playboy
...Walter Ulbricht
jedoch verzieht keine Miene, er ist an die Wand gemalt. Mit einer Kelle in der erhobenen Hand
steht er hinter der halbfertigen Mauer, über seinem Kopf eine Friedenstaube und viele
kleine weiße Wölkchen - Und zu trinken gibts unter anderem den laschen Cocktail
Leipziger Allerlei. Mit derlei Gimmicks erweist sich das Königreich Sachsen
als zynische Spitze der Berliner Subkulturscene.
Der Abend
...Als Krönung des Dekors strahlt unübersehbar von der Stirnseite
des langgestreckten Raumes Ulbricht von einem Gemälde des Horst-Dieter
Keitel, der auch schon das Hitler-auf-dem-Klo-Bild für´s
Café Vaterland lieferte. Ulbricht mit der Kelle in der Hand mauert Stein
auf Stein, lächelt seriös unter dem Druck der historischen Notwendigkeit und läßt
sich derweil von einer Friedenstaube auf den Bauarbeiterhelm kacken.
Der Spiegel
Horst-Dieter Keitel,
Maler und Graphiker aus Berlin, will mit seinen drastischen Hitler-Darstellungen am Denkmal
des Führers sägen. Auf der 7. Freien Berliner Kunstausstellung
in den Messehallen am Funkturm zeigt Keitel zur Zeit sein Ölbild Das starke Reich
in einer schwachen Stunde. Ein Kaufangebot für sein Werk erhielt der Maler bislang
nicht, wohl aber Drohanrufe rechter Kunstfreunde.
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Berliner Morgenpost |
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